Fahrer und Mitfahrer auf ausgelasteten Strecken zusammenbringen, weitere Autos von der Straße holen und einen Beitrag zum Umweltschutz leisten: Das und noch mehr möchte Match Rider UG mit der App „MatchriderGO“ erreichen. Wie geht es in den kommenden Monaten für das junge Start-Up weiter?

Nach einer sechswöchigen Pilotphase in 2016 und einer Pause zur Einarbeitung der Rückmeldungen launchte Match Rider UG ihre App „MatchriderGO“ Ende Mai. Dafür suchte das Team weitere Unterstützer, um die in der Pilotphase gewünschten Zusatzfunktionen in die App einzubauen. „Die Nutzer unserer App wünschten sich zum Beispiel eine integrierte Chatfunktion. Das konnten wir in den letzten Monaten umsetzen“, erklärt Katina Schneider von Match Rider UG. Fördermittel der EU halfen bei der Realisierung.

Am 15. Mai  war dann der „Softlaunch“. Nicht alle Fahrer, die beim Pilotprojekt dabei waren, konnten weiter mitmachen. Dennoch hat Match Rider UG mit 10 Fahrern die Buchungsquote seit dem Softlaunch erhöht. Aktuell wird die App „MatchriderGO“ für 1-4 Buchungen am Tag genutzt. „Erste mehrfache Buchungen unserer Nutzer sind ein gutes Zeichen dafür, dass das Geschäftsmodell funktionieren kann“, sagt Katina Schneider. „Ziel ist, dass sich das Geschäftsmodell selbst trägt. So weit sind wir heute noch nicht, aber wir sind auf dem Weg dahin.“

Erstes Ziel: Ausbau der regionalen Mobilität

Später soll „MatchriderGO“ wie Taxis oder Busse genutzt werden können. So könnten  Lücken im ÖPNV geschlossen und einige unnötige Autos von der Straße geholt werden. Die  Pilotstrecke Stuttgart-Tübingen ist eine der zehn Regionen, die Match Rider UG anhand verschiedener Kriterien wie Verkehrsdichte und Anbindung für das Projekt ausgesucht hat. Wenn die App in Deutschland angenommen wird, kann sich das Team gut vorstellen, auch ins Ausland zu gehen. Doch das sind Fernziele. Den nächsten Schritt für „MatchriderGO“ sieht Katina Schneider im Ausbau der regionalen Mobilität: „Auf der Strecke Heidelberg – Neckargmünd haben wir viele Probleme mit Stau, und demnächst wird eine weitere Baustelle die Probleme hier verschärfen. Wenn es wie geplant läuft, werden wir bald auch hier in Heidelberg präsent sein und den Menschen eine Alternative anbieten können.“

Mit dem Ausbau der App wächst natürlich auch die Arbeitsbelastung. Neben dem Bezug eines neuen Büroraums hat Match Rider UG daher auch einen weiteren Mitarbeiter eingestellt. Er promovierte in Stuttgart zum Thema nachhaltige Mobilität. Durch die Zusammenarbeit mit der Universität Stuttgart lernte das Team Benedikt Krams kennen. Seitdem unterstützt er die Projektleitung. Für den Launch im Mai übernahm eine weitere neue Mitarbeiterin in Stuttgart die Costumer Relations vor Ort. Und nicht zuletzt ist Minijobber Florian, der im Januar zunächst als Praktikant anfing, zum Team gestoßen. „Von Florian waren wir so begeistert, dass wir ihn nicht wieder ganz haben gehen lassen“, lacht Katina. Sie selbst ist vor wenigen Wochen in Teilzeit zu Match Rider UG zurückgekehrt. Nach einer kurzen Elternzeit vereinbart sie Beruf mit Kind und erhält viel Unterstützung durch ihre Kollegen. Zudem freut sie sich darauf, gerade Praktikantinnen zu zeigen, dass Beruf und Familie eben doch klappen. Sofern das richtige Umfeld geschaffen wird.

Ganz einfach etwas tun gegen Feinstaub und Stau

In den nächsten Wochen wird Katina mit ihrem Team stärker ins Marketing für „MatchriderGO“ gehen. Dafür sind auch verschiedene Aktionen im direkten Kontakt mit potentiellen Kunden geplant: „Die Themen „Stau“ und „Feinstaubalarm“ sind im Direktmarketing immer sehr gute Aufhänger. Man kann den Menschen die App super nahebringen, wenn man ihnen zeigt, wie sie selbst aktiv und einfach etwas tun können.“

Die Beweggründe für die Appnutzung hat Match Rider UG in der Pilotphase evaluiert. Neben der Einsparung von Kosten liegen die wesentlichen Gründe für die Nutzung der App in der Zeitersparnis und dem Umweltschutz. Aber auch der soziale Kontakt ist für einige ein entscheidender Faktor. „Wir haben einen Nutzer, der „MatchriderGO“ mag, weil er gerne mit den Fahrern spricht“, erklärt Katina Schneider. „Mobilität ist ohnehin ein emotionales Thema. Die Entscheidungen, wie wir uns fortbewegen, sind oft nicht wirklich rational. Dieses Wissen hilft uns natürlich.“

Es steht also einiges bei Match Rider UG an. Für ihr Vorhaben suchen sie gerade nach Partnern aus der Region Stuttgart–Tübingen, die beim Marketing unterstützen. „Wir würden gerne mit den Stadtwerken zusammenarbeiten“, berichtet Katina. Prominente Unterstützung kommt aus der Politik: Theresia Bauer hat ihre Absicht erklärt, das Projekt bekannter zu machen. Und dann ist da natürlich noch die Gewinnung neuer Kunden. „Wir wollen die Zahl der Buchungen nun immer weiter erhöhen. Die Buchungen beweisen, dass das Konzept funktioniert. Das ist unser wichtigstes Ziel.“

 

Text: Julia Schönborn

Fotos und Screenshot: Match Rider UG