Fotografin Susanne Lencinas feiert dieses Jahr ihr Jubiläum. Seit zehn Jahren fotografiert sie Menschen, Mode, Unternehmen. Wie sie dazu kam und was sie motiviert, erzählt sie uns im Gespräch.

Susanne, Du hast dieses Jahr 10-jähriges. Hast Du gefeiert?

Noch nicht, aber am 1. Dezember mache ich eine große Party in meinem großen Studio.

Wie hast Du damals angefangen?

Ich habe vor zehn Jahren mein Hobby zum Beruf gemacht. Das war ein großer Schritt, weil ich aus einem sicheren Angestelltenverhältnis bei SAP in die Selbständigkeit ging. Ich dachte immer, ich kann doch nicht so einen guten Arbeitgeber aufgeben und ins Ungewisse springen.
Wie ich dann mit der Selbständigkeit angefangen habe? Na, einfach so! (lacht) Die ersten 2 Jahre waren aber sehr schwer. Ich lebte mit meiner Tochter in eher bescheidenen Verhältnissen und das Geld war knapp. Mein kleines Fotostudio war in meiner Wohnung. Ich frage mich heute, wie das ging. Ich empfand es aber trotzdem als Freiheit, eine guten Job aufgeben zu können, um das zu machen, was man möchte. Ich war gerade aus Berlin gekommen und fand es eigentlich ganz cool, dass das Ganze etwas bescheiden war und fand es wichtiger, witzige Projekte und Veranstaltungen zu machen.

Ich hatte mir eine Website gebaut und dann bald begonnen, kleine Ausstellungen zu machen. Zum Beispiel eine über Frauen aus der Alten Eppelheimer Straße. Die stellte ich in einem Friseursalon aus, und es kamen wirklich viele Menschen. Ich habe das dann fortgeführt, begonnen, Ausstellungen mit Musik und kleinen Lesungen zu kombinieren, und war dann mit Projekten einige Male in der Presse.

Da ich auch schreibe, habe ich meine Lesungen mit Fotos und Livemusik kombiniert. Ich habe total viel Spaß daran, wenn andere Leute bei meinen Projekten mitmachen möchten und viel Freude haben. Wir hatten am Ende sogar Lesungen bei vollem Haus in Berlin. Das war ein toller Multiplikator für meine Arbeit. Nach etwa zweieinhalb Jahren war mein Unternehmen dann wirtschaftlich und ich konnte es auf- und ausbauen.

Fotografin Susanne Lencinas

Machst Du heute noch Ausstellungen?

Ja, aber nicht mehr so viele freie Projekte wie früher. Momentan sind es vor allem Auftragsarbeiten, die ich ausführe. Ein klein wenig Platz für das Künstlerische, Schräge, das ich sehr mag, ist aber nach wie vor da. So habe ich auf dem Nachtwandel in Mannheim im letzten Jahr eine Performance mit mehreren Leuten gemacht. Es war eine Art Modenschau des fiktiven Modedesigners Jamie Brentano. Jamie baut Kopfbedeckungen mit Fahrradschläuchen, Pappbechern und Kabelbindern. Ich las Texte vor, die ich zu den einzelnen Kopfbedeckungen geschrieben hatte, und eine befreundete Musikerin hat das Ganze dann musikalisch begleitet. Das war alles schön schräg, und die Leute waren begeistert. Für nächstes Jahr hat uns das Kulturamt Mannheim bereits angefragt.

Warum fotografierst Du?

Fotografie ist vielfältig und macht mir Spaß. Ich bin immer interessiert an den verschiedenen Erlebniswelten meiner Kunden. Da ich sehr unterschiedliche Menschen fotografiere, erhalte ich Einblicke in ganz verschiedene soziale Schichten und Biografien. Aktuell bin ich aber auch auf der Suche nach neuen Schwerpunkten in meiner Arbeit. Die letzten Jahre hatte ich einen Fokus auf Hochzeiten. Das macht mir sehr viel Spaß, ist aber körperlich sehr anstrengend und ich mache mich jetzt auf die Suche nach neuen Ideen. Das Schöne an der Selbständigkeit ist ja, dass man sich immer wieder neu erfinden kann.

Was würdest Du gerne machen, wenn Du es Dir aussuchen könntest?

Das finde ich noch heraus. Bei der Fotografie im Studio zum Beispiel gibt es eine viel engere und deutlichere Interaktion mit den Kunden, auf Events rückt das sehr in den Hintergrund. Daher genieße ich Studiofotografie momentan sehr, weil Du mit den Menschen auch tatsächlich etwas zu tun hast. Ein Highlight in diesem Jahr war mein Fotoshooting mit dem Schauspieler Jürgen Vogel in Berlin. Ich habe ihn sowohl am Set als auch alleine fotografieren können. Schauspieler zu fotografieren finde ich super, das würde ich gerne ausbauen. Und ich würde gerne wieder mehr Kunst machen.

Wenn Du Dich an Deine Anfänge erinnerst: Warst Du unsicher, als Du Dich selbständig gemacht hast?

Als alleinerziehende Mutter einer Dreizehnjährigen war da sicher eine große Unsicherheit. Aber ich bin ein konsequenter Mensch. Wenn ich etwas nicht mehr machen will, dann mache ich es nicht mehr. Und ich wollte meinen bisherigen Beruf nicht mehr ausüben. Außerdem dachte ich, wenn nicht jetzt, wann dann?

Wie sollen die nächsten zehn Jahre sein?

Ganz grundsätzlich dürfte es so weitergehen. Ich bin mit meiner Arbeit sehr zufrieden. Aber ein neues Studio muss her. Aktuell bin ich auf der Suche nach ca. 100 qm in Heidelberg, denn das Gebäude, in dem mein altes liegt, wird abgerissen. Das Tolle hier im Dezernat 16 ist, dass sich die Menschen gegenseitig unterstützen. So kann ich zunächst bei Sabine ins Fotostudio gehen. Ich bin aber sehr dankbar für Ideen, wo es geeignete Räume für ein Studio gibt.

Danke für das Gespräch, Susanne!