Jan Buomann teilt sich im Dezernat 16 ein Studio. Ideale Arbeitsbedingungen, wie er sagt. Aber auch ein mobiles Konzept ist ein großer Bestandteil seiner Arbeit. Wir wollten wissen, wohin er mit seinem mobilen Studio fährt, und warum.

„Das Studio hier im Dezernat 16 ist einfach toll“, sagt Jan Buomann. „Nicht nur wegen meiner Kollegen, mit denen ich mich perfekt ergänze. Sondern auch, weil meine Präsenz eben nicht zwingend ist“. Für viele Fotografen ist genau das ein Problem: Haben sie ein Studio, müssen sie vor Ort sein. Termine an anderen Orten gehen nur am Wochenende. Und damit zu Lasten des Privatlebens. „Mir ist aber Mobilität sehr wichtig“, ergänzt Jan.

Beim Bürgerfest 2018 baute er sein mobiles Studio auf und animierte Besucherinnen und Besucher dazu, Selfies mit ihrer Handykamera zu machen. Im Austausch bekamen sie ein professionelles Porträt von ihm zugeschickt. „Oft hörst Du als Fotograf: Mein Handy macht so tolle Fotos! Im Grunde wollte ich zeigen, dass es durchaus noch Qualitätsunterschiede gibt“, beschreibt Jan die witzige und sehr entspannte Aktion. „Außerdem stellen die Menschen so fest, dass es einen großen Unterschied gibt, wenn sie ein Foto selbst schießen. Ein guter Fotograf schafft eine Verbindung mit dem Menschen vor der Kamera, und kann seinem Modell zum Beispiel ganz andere Gesichtsausdrücke entlocken. Fotografiert werden hat eine emotionale, eine menschliche Komponente.“

Die menschliche Komponente des Fotografierens

Das stellt Jan auch immer wieder fest, wenn er im Jobcenter Mannheim fotografiert. „Ein Auftrag, den ich bereits viele Jahre habe: Ich komme einmal wöchentlich mit meiner Ausrüstung zum Jobcenter und fotografiere die Menschen, die in verschiedenen Maßnahmen sind“. Zwar sind Bewerbungsfotos nicht gesetzlich vorgeschrieben, doch ein Lebenslauf mit Bild hat wesentlich bessere Chancen. Für professionelle Fotos fehlen vielen Arbeitslosen aber die Mittel. „Menschen, die schon lange arbeitslos sind und daher oft als schwer vermittelbar gelten, sind häufig sehr angespannt bei solchen Terminen. Ich versuche, ihnen den Druck zu nehmen, und viele sind sehr dankbar, dass sie ein gutes Foto für ihre Bewerbung bekommen.“ Durch eigene Erfahrungen vor acht Jahren kennt Jan Buomann die Situation und kann sich in die Menschen, die er fotografiert, hineinversetzen. Die ersten Bewerber, die er für das Jobcenter fotografierte, waren Mit-Teilnehmende in einem Bewerberkurs, den Jan vor seiner Selbständigkeit absolvierte. Aus den ersten Bildern ergaben sich Aufträge für weitere. „Mittlerweile habe ich wohl so zwischen 3000 bis 4000 Bewerberfotos gemacht“, lächelt Jan.

Und sagt dann etwas Merkwürdiges: „Im Grunde braucht kein Mensch Fotos von sich selbst. Fotos sind reine Luxusartikel. Es ist etwas, das man sich gönnt, und das sollte uns Fotografen auch klar sein“. An diesen Luxusartikel haben Kunden verschiedene Ansprüche und Wünsche, die ein guter Fotograf wertefrei herausarbeitet. „Das hat auch sehr viel mit Kommunikation zu tun. Wenn ich fotografiere, dann frage ich: „Was gefällt dir an Dir? Und was magst Du gar nicht?“ Das ist eine total wichtige Frage, denn dann weißt Du auch, in welche Richtung Du gehen, was Du in Szene setzen kannst. Und dann kriegst Du auch Ergebnisse, mit denen die Menschen sehr glücklich sind.“

„Selfie vs. Profi“ als Appetithäppchen

Seine Aktion „Selfie vs. Profi“ entwickelte er für den OPEN HOUSE DAY im vergangenen Oktober. „Im Grunde ist so eine Aktion, als würde ich ein mitnehmbares Häppchen meiner Arbeit anbieten“, erklärt Jan. „Ich habe mit solchen Ideen tolle Erfahrungen gemacht und kann allen Unternehmerinnen und Unternehmerinnen nur dazu raten, mehr „Häppchen“ zu servieren“. Der OPEN HOUSE DAY ist für ihn ein Tag, an dem er in Kontakt mit den unterschiedlichsten Menschen kommen kann, und zudem die Chance hat, seine Arbeit zu präsentieren. „Im Oktober kam dieses Mal eine Stylistin auf mich zu“, berichtet Jan Buomann. „Aktuell arbeiten wir an einem neuen Projekt zusammen. Die Idee ist, einen „Model Day“ anzubieten: Dabei werden die Kundinnen und Kunden gestylt und toll fotografiert. Das hat ein bisschen was von Verkleiden und macht vielen Menschen wahnsinnig Spaß“.

Bilder, so Jan, sind in Szene gesetzte Abbilder der Realität. Sie dienen uns zum Abgleich unseres äußeren mit unserem inneren Bild. Sie sind ein wenig wie eine Maske oder eine Rolle, in die wir uns zeitweise begeben. Sie zeigen uns neue Aspekte oder verändern die Perspektive. Gute Bilder stärken das Selbstwertgefühl und lassen uns wohlwollender zu uns selbst sein. In diesem Sinne müssen wir Jan korrigieren: Wir brauchen alle dringend viel mehr gute Fotos!