Nach dem Erfolg im letzten Jahr mit 170 Besuchern aus ganz Deutschland veranstaltet das Team um Susanne Kasper zum zweiten Mal eine offene Konferenz rund um die Liebe zur Literatur.

„Wie schnell die insgesamt 240 Karten online vergriffen waren, überraschte uns selbst, sagt Susanne Kasper. Als „literaturschock“ gründete sie vor über 10 Jahren die erste unabhängige Social-Reading-Plattform im Internet. Die Idee, eine Konferenz zum Thema Literatur zu veranstalten, kam erst einige Jahre später. Eine klassische Konferenz ist das Literaturcamp aber nicht. Als Barcamp organisiert, bringen die Teilnehmenden am 24. und 25. Juni ihre Themen mit. So standen im letzten Jahr Buchmarkt und Verlage, Autorenbetreuung und Vernetzungsangebote, Buchbesprechungen, digitale Literatur, Urheberrechte und Self-Publishing genauso auf dem Programm wie die Zukunft des Lesens oder das Betreiben eines (Bücher-)Blogs. Auch Sessions wie „Schöner Scheitern im Gespräch – aus dem Leben einer Buchhändlerin“ fanden großen Anklang. Während Kati Fräntzel in ihrem Workshop geduldig Anfragen wie „Ich weiß nicht mehr, was für ein Buch ich suche, aber es ist rot!“ beantwortete, zeigte Benjamin Spang, wie Autoren ihre Werke via Crowdfunding finanzieren können. Alternative Finanzierungsmöglichkeiten für Autoren sind in der Buchbranche ein wichtiges Thema, denn oft können die Kreativen von ihren Arbeiten nicht leben. Uwe Hauck und Aleksander Knauerhase erklärten in ihren Sessions bewegend, wie Diagnosen und Lebensumstände sie zum eigenen Buch geführt haben. Und ein literarischer Spaziergang der Mannheimer Autorin Claudia Schmid ergänzte das Rahmenprogramm, das viele Teilnehmenden am Freitag und Samstag bis spät in den Abend hinein wahrnahmen.

Eine Konferenz rund um die Literatur geht viral …

Für seine weit über Heidelberg hinaus reichende Wirkung waren sowohl das Literaturcamp als auch Susanne Kasper im letzten Jahr für den „Virenschleuderpreis“, dem Preis der Frankfurter Buchmesse für virales Marketing, nominiert. Als „Persönlichkeit des Jahres“ nahm Susanne Kasper die Auszeichnung mit nach Hause. Doch auch ohne diese Ehrung konnte sich das Team nicht vor Anfragen zum nächsten Literaturcamp retten. Die Quote aus Wiederholungstätern ist hoch, und auch Sponsoren wie tolino, NetGalley und die GLS Bank sind bereits im zweiten Jahr dabei.

„Der Bedarf an Austausch untereinander ist da, das haben wir auch bei unserem stARTcamp vor einigen Wochen gemerkt“, berichtet Dirk Welz aus dem Orgateam, der mit dem Verein KON•NEX ART auch Angebote für Künstlerinnen und Künstler schafft. „Aber mit 250 Teilnehmenden ist das Dezernat 16 ausgelastet.“ Ob wir als Veranstaltungsort das Literaturcamp aufgrund seiner wachsenden Zahlen im nächsten Jahr an andere Räumlichkeiten verlieren werden, ist daher unklar. Dabei fühlt sich die Orga dem Dezernat 16 sehr verbunden. „Ich habe das Literaturcamp Heidelberg ins Leben gerufen, weil ich als Teilnehmerin auf dem ersten Barcamp Rhein-Neckar war. Die Location hat mich einfach begeistert“, sagt Susanne Kasper.

Das „Grundrauschen“ zeigt die Vorfreude

Schon einen Monat vor der Veranstaltung rauschte es munter in den sozialen Netzwerken. Unter dem hashtag #litcamp17 wurde die Vorfreude auf das diesjährige Treffen spürbar. Auch die Hotelbetreiber in Heidelberg dürften gemerkt haben, dass Heidelberg mit dem Literaturcamp eine attraktive, unabhängig organisierte Unkonferenz rund um die Liebe zur Literatur hat: Etwa 150 Übernachtungsgäste werden für das Wochenende erwartet.

Auch wenn die Online-Tickets ausverkauft sind: Am 24.6. gibt es eine Tageskasse im Foyer 1. Frühes Aufstehen wird empfohlen! Alle weiteren Infos unter www.literaturcamp-heidelberg.de.

Text: Julia Schönborn

Fotos: Dirk Welz, Julia Schönborn